Wann immer sich Neal Morse, Mike Portnoy, Roine Stolt und Pete Trewavas für Transatlantic zusammenfinden, ist man mit Superlativen schnell bei der Hand. Diesmal hat es die Prog-Supergroup jedoch noch einmal deutlich auf die Spitze getrieben. Denn „The Absolute Universe“ ist nicht weniger als der feuchte Traum eines jeden Prog-Fans: ein Konzeptalbum in drei verschiedenen Versionen.
Die transatlantischen Beziehungen sind dank der Regierung Trump nicht mehr das, was sie einmal waren. In der Musik funktionieren sie jedoch nach wie vor prächtig. Getrennt und doch vereint – wir bringen für euch drei der vier Prog-Protagonisten an den großen eclipsed-Interview-Tisch. In unserem ausführlichen Titel-Gespräch geben Neal Morse, Roine Stolt und Pete Trewavas Auskunft über die verschiedenen Album-Versionen bzw. die Entstehungsgeschichte von „The Absolute Universe“ sowie über Visa-Probleme, die Corona-Pandemie und gutes Essen. Außerdem: Erinnerungen an die ersten Sessions vor über 20 Jahren!
eclipsed: „The Absolute Universe“ ist sicherlich das ambitionierteste Projekt, das Transatlantic jemals in Angriff genommen haben. Jedenfalls ist die Idee, zwei verschiedene Versionen eines Albums aufzunehmen, ein Novum in der Geschichte der Rockmusik.
Roine Stolt: Gut möglich. Als Mike mit der Idee ankam, sagte er: „Ich glaube, das hat noch niemand gemacht“, aber keiner von uns hat nachrecherchiert, ob das tatsächlich der Fall ist.
Pete Trewavas: Vielleicht kann man es ein bisschen mit dem ʼ74er-Album „The World Became The World“ von PFM (Premiata Forneria Marconi) vergleichen, von dem es eine italienische und dann eine eigens ins Englische übersetzte Fassung gibt.
eclipsed: Die Boxset-Version soll ja noch länger sein als die Doppel-CD-Version …
Neal Morse: Ja, das ist der 5.1-Mix. Das war komplett Mikes Ding, ich war da, ehrlich gesagt, nicht involviert. Aber er musste sich bei Songs wie „Higher Than The Morning“ natürlich zwischen den Versionen entscheiden, denn du kannst ja nicht alles draufnehmen.
Stolt: Die 5.1-Version enthält auch Teile, die weder auf der kurzen noch auf der langen Version verwendet wurden. Das ist alles sehr kompliziert! (schmunzelt) Doch wir sind schließlich hier, um euch dazu zu bringen, mehr zu kaufen. Wir wollen euer Geld! JETZT! (lacht) Im Ernst: Das Ganze ist etwas verwirrend, aber ich bin mir sicher, dass die Fans extrem glücklich damit sein werden.
eclipsed: Zu verstehen, wo sich die verschiedenen Versionen unterscheiden und welche Parts nirgendwo anders auftauchen, ist eine Riesenherausforderung!
Stolt: Es ist auch eine Herausforderung für die Band! Mike ist der Einzige, der den Überblick hat, und er hat nicht mal mitkomponiert. Aber wir sind alle verschieden, und das ist auch das Schöne. Ich selbst bin sehr genau, was die Sounds und den Mix angeht, wie die Bass Drum, der Bass, die Keyboards und Gitarren klingen und wie viel Hall eingesetzt wird – all diese nerdigen Dinge, die vielen Leuten vermutlich nichts bedeuten. Mike hat wiederum eine konkrete Vorstellung davon, wie die Songs heißen und wie lang sie sein sollen, wo sie geteilt werden und wo der nächste Song beginnt.