Ihre Stimme kommt sanft und sehr sympathisch via schnellem Internet aus Los Angeles, wo Annie Clark alias St. Vincent lebt und wo es gerade 9 Uhr morgens ist. Sie war schon beim Joggen, weshalb sie die Zoom-Linse lieber ausgeschaltet lässt, aber ihre Aussagen sind so präzise auf den Punkt wie mit perfekten Hammerschlägen in die Wand gejagte Nägel. „‚All Born Screaming‘ ist von meinen sieben Alben das radikalste“, sagt die Sängerin, Weltklassegitarristin, Songschreiberin und Produzentin. „Diese Songs drehen sich um Leben und Tod.“ Der Verlust eines bzw. mehrerer geliebter Menschen habe ihr sehr abrupt und fast schon gewaltsam die Augen geöffnet und sie erkennen lassen, wie wertvoll das Leben sei, wie kurz auch, und wie traurig es einen mache, jemanden zu verlieren, den man geliebt habe.
Schöner hätte man sich die Geschichte nicht ausdenken können: Fünf Freunde um Sänger Tobias Gustavsson gründen Ende der Achtziger eine Band, es kommt jedoch zu keiner Album-Veröffentlichung. Dreißig Jahre später nehmen sie das Ganze erneut in Angriff. Mit einem Erfolg, der so immens ist, dass ein renommiertes Label ihr Debüt „Kids In A Ghost Town“ aufgreift und nochmals auf den Markt bringt. Mit „Teenage Rebel“ wird nun das nächste Kapitel aufgeschlagen.
eclipsed: Tobias, euer Debüt hat euch direkt auf die großen Bühnen und Festivals gebracht. Wie war das? Ihr hatte ja keine Live-Routine.
Wenn sie nicht gerade Texte schreibt oder mit Amarok auf der Bühne steht, geht Marta Wojtas ihrem Beruf als Psychologin nach. In Warschau hilft sie Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, wenn sie Probleme haben. Eine Arbeit, die ihr auch beim Texten hilft. Auf dem siebten Amarok-Album „Hope“ dreht sich alles um die Hoffnung – vor dem Hintergrund ihrer Tätigkeit und dem Krieg quasi vor Wojtas’ Haustüre ein naheliegendes Thema: „Wir brauchen gerade jede Menge Hoffnung, wenn man sieht, was überall auf der Welt passiert“, sagt sie im eclipsed-Interview. Und ergänzt: „Hoffnung ist eine starke, mächtige Kraft, die das Schlechte und Böse verdrängen kann. Deshalb haben wir es zum Album-Thema gemacht. Du wirst in allen Songs etwas finden, das damit zu tun hat, auch wenn das Wort ‚Hoffnung‘ vielleicht nicht vorkommt.“
Seit den späten 1960er-Jahren ist die Sahara elektrisch. Der große Visionär Ali Farka Touré hat es vorgemacht. Seitdem finden insbesondere neue Künstler und Bands aus dem Volk der Tuareg wie Tinariwen, Tamikrest, Bombino oder Toumast immer neue Wege, die musikalischen Traditionen Nordwestafrikas mit modernen Mitteln über den Planeten zu tragen. Zu den gegenwärtig aktivsten zählen Mdou Moctar aus Niger. Ursprünglich ein Soloprojekt des Gitarristen Mahamadou Souleymane, ist daraus inzwischen eine vierköpfige Gruppe geworden, die gerade ihr neues Album „Funeral For Justice“ an den Start gebracht hat. Packender Desert Blues mit Elementen der Musik des Wüstenvolks trifft darauf auf Psychedelic Rock.
Ausnahme-Dichter der „klassischen deutschen Romantik“ des 18. Jahrhunderts sitzen mit rumpligen Blues-Rockern von heute an einem Tisch. „Die beiden vertragen sich prächtig“, meint Wolfgang Becker, Kopf des Trios Schwarzbrenner aus dem nordrhein-westfälischen Ratingen, das jenen Stil-Mix seit bald 30 Jahren hochhält. Der Sänger und Gitarrist hat das 15. Album „Poetische Fahrt“ betitelt. Musikalisch hört man die Idole Cream und Rory Gallagher eindeutig heraus. Frontmann Beckers Stimme wiederum klingt vehement nach dem verrucht-näselnden Sangesorgan von Lüül oder Stoppok. Die Texte stammen u.a. von den Dichterfürsten Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff: Romantik fürs 21. Jahrhundert.
eclipsed: Auch auf eurem neuen Album geht es wie gehabt viel um Romantik. War es eure Absicht, diese Epoche in die Moderne zu transportieren?
Vier Wochen waren Gitarrist Danny Zaremba und Bassistin Mercedes „Mephi“ Lalakakis Anfang 2023 unterwegs. Unter anderem standen Kalifornien und Seattle auf dem Reiseplan, die Wiegen von Desert Rock und Grunge. In Seattle ergab sich für die beiden die Gelegenheit, Tony Reed von Mos Generator, der auch die „Live At Freak Valley“-Scheibe der Band gemixt hatte, endlich persönlich kennenzulernen, beim Auftritt seiner Country-Band Hot Spring Water. Man unterhielt sich über Tonys Studioarbeit. Selbst bei ihm aufzunehmen war zu dem Zeitpunkt noch nicht geplant. Zurück in Dortmund und mit den Reiseeindrücken im Gepäck schrieb das Trio – seit 2022 ist Drummer Thorsten „Bubbles“ Stratmann dabei – an neuen Songs und überlegte, wo sie die aufnehmen könnten. Zur Debatte stand, wie bei den letzten beiden Alben auch, selbst im eigenen Proberaum aufzunehmen – oder in die USA zu fliegen …
Seit dem Tod von Daevid Allen führt Kavus Torabi die Psych-Space-Legende Gong ins nächste Bandkapitel. Der Brite mit iranischen Wurzeln ist eine umtriebige, schillernde Figur der internationalen Psychedelic-Szene, beteiligt er sich doch neben Gong noch an diversen weiteren Bands, so etwa The Holy Family und The Utopia Strong. Zudem startete er 2020 eine Solokarriere, die er nun mit dem zweiten Album „The Banishing” vorantreibt. Ein komplett im Alleingang produziertes Album, auf dem Torabi die – nach eigenem Bekunden – härteste Phase seines Lebens verarbeitet.
Das Arbeitsethos stimmt bei den französischen Experiemental-Proggern. Nach ihrem Debüt „The Lost Tapes“ folgt nun mit „Music For Broken Elevators“ eine EP mit Stücken, die zum Teil während ihrer zweijährigen Tour entstanden und die Wartezeit auf das bereits in Arbeit befindliche zweite Album verkürzen sollen. Drummer und Bandgründer Teddie Burton erzählt vom Entstehungsprozess, warum sich die neuen Stücke überwiegend sehr von denen des Vorgängeralbums unterscheiden und warum die Band sich entschieden hat, einen unbekannteren Joy-Division-Song zu covern.
eclipsed: Als wir uns das letzte Mal unterhielten, hast du gesagt, dass auf dem nächsten Album mehr Vocals und mehr Lyrics zu hören sein werden und es vorab eine EP geben wird. Das scheint ja alles so einzutreffen.