VAN MORRISON begeht den 80. Geburtstag mit seinem 47. Album

Wer je das Vergnügen hatte, dem Mann aus Belfast persönlich zu begegnen, wird das wahrscheinlich nie vergessen: sei es wegen seiner rauen, schroffen, kurz angebundenen Art, seines kompakt-fülligen Erscheinungsbilds bei 1,65 Metern – inklusive angewachsenem Hut, verspiegelter Sonnenbrille, elegantem Zweireiher und schlechten Zähnen – oder auch wegen des schwierigen Drumherums. Denn: Morrison ist sein eigener Manager, traut niemandem, lässt sich alle Interview-Fragen vorlegen und spricht ohnehin nur selten mit der Presse. „Ich denke, meine Musik sagt alles“, erklärte er im letzten eclipsed-Gespräch. „Und ich bin auch nicht sonderlich scharf darauf, sie zu analysieren. Warum sollte ich? Das zerstört doch ihre Magie.“

NAD SYLVAN bleibt mit „Monumentata“ nach wie vor der große Prog-Romantiker

„Ich musste 56 Jahre alt werden, ehe ich ausschließlich von der Musik leben konnte“, seufzt der mittlerweile 66-jährige Nad Sylvan erleichtert auf. „So ist mein ewiger Traum in der Realität angekommen. Zu verdanken habe ich diesen Umstand meinem Freund Steve Hackett.“ In der Tat hat der Kalifornier, der als Baby nach Malmö, in die Heimat seiner schwedischen Mutter kam, seit den 1970ern in diversen Progrock-Bands gesungen, Tasteninstrumente und auch mal Gitarre gespielt, Alben aufgenommen, doch nie reichte es zum Durchbruch. Am bekanntesten war das Quintett Agents Of Mercy um die Prog-Koryphäen Roine Stolt und Jonas Reingold, doch auch ihm blieb der große Erfolg versagt. „Dann kam im April 2012 ein Anruf von Steve Hackett, Roine hatte ihm meine Nummer anvertraut“, erinnert sich Sylvan. 

GÖSTA BERLINGS SAGAs neuer Sound-Kosmos ist noch drastischer als bisher

Pünktlich zum 25-jährigen Bestehen legt das Quintett Gösta Berlings Saga mit seinem aktuellen siebten Studioalbum „Forever Now“ noch mehr Wert auf Rhythmik und Dynamik: Dräuend, irrlichternd, dramatisch, ja explosiv kommt der Klangkörper der Brachial-Progger daher. Der Introspektion wird selten Raum gegeben, Verschnaufpausen sind nicht wirklich erwünscht, so scheint es. Doch wenn dann ruhigere Passagen Einzug halten, zeugen sie von einer geradezu magischen Erhabenheit. Bassist Gabriel Tapper empfindet sich und die Musik seiner Truppe „wie in einen Jungbrunnen getaucht“, teilt er gleich zu Beginn des Interviews lachend mit. Der 47-Jährige, der zum 2000 ins Leben gerufenen ursprünglichen Duo aus Keyboarder David Lundberg und Schlagzeuger Alexander Skepp stieß, als es 2005 an die Aufnahme der Debütplatte ging, fühlt sich durchweg „frisch und unverbraucht“:

Bei LUX TERMINUS geben die Tasteninstrumente den Ton an

Ob als Teil von Silent Skies oder Keyboarder im Dienste klangvoller Namen wie Redemption, Pain Of Salvation und Ross Jennings – Vikram Shankar ist ein Mann, den Prog- und Metal-Fans auf dem Schirm haben sollten. Zum Zeitpunkt des Interviews ist er mit Within Temptation auf Tour, zusätzlich trat er kürzlich auf dem Midsummer Prog Festival das erste Mal mit seiner Band Lux Terminus in Europa auf. Im Hauptjob jedoch komponiert er für Medien und Computerspiele – er erzählt zwischendurch stolz von seiner Arbeit am kommenden Spiel „Jurassic Park: Survival“. Dieser quasi filmische Einfluss macht sich auch auf „Cinder“, dem Zweitwerk von Lux Terminus, bemerkbar, „in der Art und Weise, wie ich orchestrale Teile ausarbeite“, aber auch in der „Bedeutung des emotionalen Geschichtenerzählens und der evokativen Atmosphäre“.

Auf der Suche nach dem Urgrund der Dinge schließt sich für SWANS ein Kreis

Der Anfang ist hier zugleich das Ende, und somit beginnt alles wieder von vorn. Für die Verhältnisse der New Yorker Noise- und Avantgarde-Rock-Institution klingt das neue Mammutwerk „Birthing“ fast versöhnlich. Zwar enthält es die langen Exkurse, die man von den Swans kennt, doch Gira umklammert seine Hörer nicht länger in Tunneln aus Noise, sondern scheint eher noch tiefer in sich selbst zu gehen. In gewisser Weise wirkt das ganze Doppelalbum wie ein Gebet. „Ich habe kürzlich realisiert, dass mein gesamter musikalischer Output ein langes Gebet war“, bestätigt der Oberschwan, „oder ein Flehen an Gott. Ich hoffe, dass der letzte Atemzug, den ich dereinst ausstoßen werde, dieselbe Qualität haben wird.“ So durchzieht „Birthing“ auch ein Hauch von Erlösung. Gira wirft sich nicht mehr zum Hohepriester auf, wie man es von ihm gewohnt ist, sondern scheint seine Rolle eher als Übermittler der Worte einer Stimme gefunden zu haben, die er aus einer anderen Dimension vernimmt.

Nach 24 Jahren veröffentlichen PULP mit „More“ ein neues Studioalbum

Die erste Frage, die im Zusammenhang mit diesem viel umjubelten Comeback auftaucht, ist natürlich, ob es sich dabei um eine Mogelpackung handelt. Pulp sind nun mal zu einem nicht geringen Anteil Jarvis Cocker, und der war ja in den Jahrzehnten seit dem letztem Werk „We Love Life“ von 2001 alles andere als leise. Im Gegenteil: Sein 2020 erschienenes, mit der neu gegründeten Band JARV IS aufgenommenes Album „Beyond The Pale“ knüpfte tatsächlich fast an alte Großtaten an. Überdies starb 2023 der Bassist und Soundarchitekt Steve Mackey, Cockers engster Mitstreiter bei seiner alten Band. Im Rahmen der Reunion sind neben Cocker die Altmitglieder Candida Doyle an den Keyboards und Schlagzeuger Nick Banks mit an Bord sowie natürlich Gitarrist Mark Webber, der im Jahr 1995 dazukam, in dem die Pulp-Hysterie mit dem Album „Different Class“ ihren Höhepunkt erreichte.

Wie SLEEP TOKEN mit ihrer Mixtur aus Prog, Metal und Pop die Musikwelt erobern

Sie sind eine Band, die nach ihren eigenen Regeln spielt. Seit ihrer Gründung trotzen Sleep Token allen Konventionen des Musikgeschäfts. Da ist zum einen ihre Anonymität: Die Bandmitglieder verbergen ihre Gesichter hinter Masken und treten unter vagen Pseudonymen auf. Interviews geben sie so gut wie keine. Zum anderen lassen sie sich musikalisch kaum einordnen. Im weitesten Sinne spielen sie Metal, verweigern sich aber den typischen Klischees des Genres. Die verzerrten Gitarren, brachialen Riffs und treibenden Beats durchbrechen sie mit zirpender Elektronik, freiförmigen Synthie-Drones und expressivem Gesang. Und obwohl Sleep Token sich nicht um Konventionen scheren, erreichen sie trotzdem die breite Masse. Ihre Videos trenden in den sozialen Medien, ihre Alben werden millionenfach gestreamt.