COHEED AND CAMBRIA stellen sich den gravierenden Fragen der Midlife-Crisis

Seit 2002 erzählt Claudio Sanchez eine musikalische Weltraum-Saga. Neun Alben hat er mit seiner Band Coheed And Cambria bereits veröffentlicht, jedes davon ist ein Kapitel dieser epischen Erzählung. Das wirkt erstmal überwältigend. Sanchez lacht. „Ich weiß, wie verwirrend das alles sein kann“, sagt der Sänger und Gitarrist. Die langen, ausufernden Songs, das Science-Fiction-Konzept. „In der Hinsicht ist mein künstlerischer Output so abstrakt wie der von Picasso.“ Im nächsten Moment winkt der New Yorker ab: Auf keinen Fall wolle er sich mit einem Genie wie Picasso vergleichen. Dabei besteht kein Grund zur Bescheidenheit. „Vaxis II: A Window Of The Waking Mind“, das 2022 erschien, war Coheed And Cambrias bisher größter kommerzieller Erfolg, die Single „Shoulders“ wurde zu einem Radio-Hit. Anfangs war Sanchez ratlos. Wie sollte er den dadurch entstandenen Erwartungen gerecht werden?

SOUND OF LIBERATION feiert Jubiläum und hat noch viel vor

Was wäre die Heavy-Psychedelic/Doom/Stoner-Rock-Szene in Deutschland und Europa ohne Sound Of Liberation? Auf jeden Fall ein ganzes Stück kleiner. Die 2005 von Matte Vandeven, dem Bassisten der deutschen Stoner-Rocker My Sleeping Karma, gegründete Booking-Agentur betreut Bands der einschlägigen Szene, bucht für sie die Tourneen, ist Begründerin und Mitorganisatorin diverser Festivals und mittlerweile auch ein kleines Plattenlabel.

PATTERN-SEEKING ANIMALS streben einfach nur nach Freude

Ted Leonard, Dave Meros, Jimmy Keegan, John Boegehold – klingelt da was? Alle vier kann man mit der US-amerikanischen Progband Spock’s Beard in Verbindung bringen. Oder mit Pattern-Seeking Animals. Unter diesem originellen Namen (nach einem Zitat des Wissenschaftshistorikers Michael Shermer über menschliches Verhalten) musizieren die Genannten – die zu unterschiedlichen Zeiten bei den „Bärten“ wirkten – zusammen, und das schon seit vier Alben; das just erschienene „Friend Of All Creatures“ ist nun ihr fünftes. Mastermind und Multiinstrumentalist Boegehold stand Rede und Antwort. Im Interview lässt er uns wissen, wie die Band eigentlich entstand und was es mit dem aktuellen Label-Wechsel auf sich hat. Außerdem gibt er uns Einblicke in seinen Songwriting-Prozess und lässt ansonsten durchblicken, was ihm beim Komponieren und Texten wichtig und weniger wichtig ist.

NAXATRAS düsen mit voller Schubkraft durch den Musikkosmos

Griechenland hat der progressiven Musik einige hochoriginäre Mosaiksteine geschenkt. Vor allem mit Aphrodite’s Child, die ihre weltmusikalischen Wurzeln mit psychedelischen Zutaten würzten und aus deren Schmiede der Elektronik-Pionier Vangelis kam. Seit 2015 sind Naxatras aus Thessaloniki am Start, die mit Fantasy-Albenhüllen und ebenso fantasievollem Stilmix beeindrucken. Auf dem schlicht „V“ betitelten fünften Studiowerk gehen Naxatras auf eine noch spacigere Reise. Basser und Sänger John Vagenas nimmt uns mit und illustriert die Hintergründe zum musikalischen Raumflug.

eclipsed: Das Albumcover von „V“ ist ein orientalisch/indisch anmutendes Raumschiff. Was ist die Idee dahinter?

JETHRO TULL - Die Nachdenklichkeit des Flötenspielers

Mastermind Ian Anderson überrascht in dritter Folge mit einem ambi-tionierten neuen Studioalbum unter dem legendären Banner Jethro Tull.  Nach „The Zealot Gene“ (2022) über moderne Eiferer und Populisten und „RökFlöte“ (2023) über die nordische Götterwelt erscheint nun „Curious Ruminant“ – nachdenkliche, teils sehr persönliche Folkrocksongs, geschrieben aus der Position des reifen Lebensalters. 

Auch ein siebzehnminütiger Longtrack ist dabei, der wieder die progressive Seite der Band betont. Überraschende Offenheit in gesundheitlichen, politischen und ökologischen Themen sowie bildreiche Hintergründe zu den Songs des neuen Albums prägen das Interview. Infos zum Artwork und den neuen Gitarristen Jack Clark sowie kuriose Anekdoten aus Andersons bewegtem Leben runden das launige Gespräch ab. 

STEVEN WILSON - Progressiver Weltraum-Trip

Auf seinem neuen Studioalbum „The Overview“ macht Steven Wilson das, was er eigentlich immer tut: Er erfindet sich neu. Und so ist denn sein achtes Solowerk auch anders als alles, was er zuvor eingespielt hat. Es vermischt Rock/Pop, Elektronik, Artrock und Ambient, besteht nur aus den beiden jeweils eine LP-Seite langen Tracks „Objects Outlive Us“ und „The Overview“ und trägt doch unverkennbar Wilsons Handschrift.

Es bellt auf beiden Seiten der Zoom-Verbindung. Doch alle Versuche des Interviewten und des Interviewers, den jeweils eigenen Hund vor die Kamera zu locken, schlagen fehlt. „Bowie sitzt meistens unterm Mischpult, wenn ich in meinem Studio arbeite“, erklärt Wilson. Nicht der David – den hat Wilson irgendwo im Hinterstübchen, wenn er arbeitet –, sondern gemeint ist Wilsons Vierbeiner. Da die tierische Konversation nicht zustande kommt, verlagert sich die Unterhaltung zu Wilsons neuem Studioalbum „The Overview“ – auch ein lohnendes Thema.

GRAHAM NASH - Der Einzelkämpfer

Die meisten seiner Weggefährten sind in Rente oder im Rock-Walhall. Nur Graham Nash macht einfach immer weiter: als ewiger Protestsänger, der für eine bessere Welt ohne Kriege, Umweltzerstörung und Demagogen kämpft. Im September geht der Woodstock-Veteran noch einmal auf Deutschland-Tour – sechs Termine mit geballten Klassikern und genauso viel Idealismus.

Im eclipsed-Gespräch von 2023 verkündete Nash noch, er werde stolze 100 – weil seine Musik ein Jungbrunnen sei. Doch zwei Jahre später wirkt der gebürtige Brite, der mit den Hollies und Crosby, Stills, Nash sowie (manchmal) Young Rockgeschichte geschrieben hat, schon ein wenig gebrechlich: Er hat Probleme mit der Kommunikationstechnik und braucht ein bisschen, um verbal in Schwung zu kommen. Es sei ihm verziehen …

eclipsed: Graham, du bist seit 2022 auf regelrechter Endlos-Tour. Wie kommt’s?