
Eigentlich ist Pat Mastelotto gar nicht richtig bei der Sache. Er ist gerade von einer Tour der Stick Men zurückgekehrt, mit Tony Levin und Markus Reuter, und in wenigen Wochen stehen schon die nächsten Konzerte an. Dann mit der Exposure Band, die das erste Soloalbum von Robert Fripp auf die Bühne bringt. Ziemlich beschäftigt ist er also, der texanische Drummer. Bleibt da überhaupt noch Zeit für O.R.k.? Mastelotto grinst: „Im Moment bin ich nur zu zehn Prozent dabei.“ Erst später, wenn er im Mai für die Gigs nach Europa reist, kann er sich hundertprozentig auf das Projekt fokussieren. „Firehose Of Falsehoods“ heißt das fünfte Album der Supergroup, voller wütendem, krachigem, grungig angehauchtem Prog.
Auf ihrem achten Studioalbum „Gargantuan“ folgen Amplifier einfach nur ihrer Intuition. Fanerwartungen wird weder bewusst entsprochen noch ausgewichen. Schließlich müssen Sel Balamir und Matt Brobin niemandem mehr etwas beweisen.
eclipsed: Das neue Album heißt „Gargantuan“, was „riesig“ bedeutet. Wie passt dazu das Cover mit dieser fast niedlich anmutenden, strichmännchenartigen Gestalt?
Sel Balamir: Bei allem Respekt, das Cover von „Gargantuan“ ist alles andere als niedlich. Es handelt sich um ein Piktogramm, das in einer Höhle in der eurasischen Steppe entdeckt wurde und auf etwa 3000 v. Chr. datiert wird, also ein echtes historisches Artefakt. Es könnte als Schamane oder Reisender in abstrakten Gedanken interpretiert werden.
eclipsed: Es ist ein typisches Amplifier-Album, auch was die Härte angeht. Wie wichtig war es euch, diese aufs Neue zu demonstrieren?
Gegenwärtig erleben wir eine erstaunliche Geschichte. Mehrere Bands haben seit dem Lockdown kein Album herausgebracht, um sich fünf Jahre später nun umso fulminanter zurückzumelden. Eine von ihnen ist Car Seat Headrest. Ursprünglich als Wohnzimmer-Projekt von Will Toledo gegründet, ist inzwischen eine Band daraus geworden. Bei Toledo laufen jedoch nach wie vor alle konzeptionellen Fäden zusammen. Wenn man sein neues Album „The Scholars“ hört, ist es verblüffend, wie aus einem anfänglichen Clearasil-Act eines der komplexesten Rock-Unternehmen unserer Zeit wurde, das sich in keine Schublade einordnen lässt, sondern seine eigene Kategorie geschaffen hat. Mit „The Scholars“ schließen Car Seat Headrest an die großen Rock-Epen der Vergangenheit an und fügt der Geschichte des Konzeptalbums ein neues Kapitel hinzu.
Beginnt man ein Gespräch mit der Stoner-Rock-Legende Chris Goss, seit Gründung der Band Masters Of Reality vor über 40 Jahren deren einzig konstantes Mitglied, gelangt man rasch zu den Bereichen Spiritualität und Philosophie. Außerdem erzählt der Musiker und Produzent, der maßgeblicher Geburtshelfer bei der Entstehung von Alben von Kyuss und Queens Of The Stone Age war, unter anderem auch, wie er arbeitet, dass er schon als kleiner Junge Radiosendungen „produzierte“ und warum das aktuelle Album weniger hart ist als seine Vorgänger.
eclipsed: Wo bist du gerade, und was machst du?
Chris Goss: Ich bin gerade recht beschäftigt damit, alles für die nächste Tour vorzubereiten. Und ich muss eine Menge Alltagskram zu Hause erledigen. Ich lebe in Joshua Tree, in der Wüste also, und das seit mittlerweile gut 25 Jahren.
Im Spätsommer 2023 veröffentlichte der 23-jährige Brite Dominic Sanderson sein Debütalbum „Impermanence“ und verzückte damit die Prog-Gemeinde. Gut anderthalb Jahre später ist das Nachfolgewerk am Start. Schwieriges zweites Album? Von wegen! Der Multiinstrumentalist aus Wakefield legt mit „Blazing Revelations“ eine dicke Schippe drauf. Und bestätigt damit die Einschätzung der britischen Kollegen vom Prog Magazine, er zeige, dass „die Zukunft des Prog in sicheren Händen“ sei. Wir haben Dominic Sanderson auf den Zahn gefühlt und ihm so einiges vor allem aus seinem Musikerleben entlockt. Sanderson ist ein sehr interessanter Gesprächspartner und reflektierender Künstler.
eclipsed: Unser letztes Interview-Gespräch ist zwei Jahre her. Was hast du in der Zwischenzeit getan, wenn du keine Musik gemacht hast?
Was macht ein Album ikonographisch? Ist es sein musikalischer Wert, seine Wirkung als Gesamtkunstwerk, seine Fähigkeit, die jeweilige Zeit seines Erscheinens (pop)-kulturell perfekt zu reflektieren? Oder sind es seine Verkaufszahlen? Es ist, wie so oft, eine Mischung aus all diesen Elementen, die dafür sorgen, dass ein Album als Repräsentant seiner Ära und auch der Band, die es aufgenommen hat, angesehen wird. Im Fall von Led Zeppelins „Physical Graffiti“ erst recht. eclipsed begibt sich zum 50. Geburtstag des Wunderwerks auf Spurensuche.
Am 14. April wird RITCHIE BLACKMORE 80 Jahre alt. Der in der englischen Grafschaft Somerset geborene, am Stadtrand Londons aufgewachsene und seit Jahrzehnten auf Long Island im US-Bundesstaat New York lebende Musiker hat mehrere Generationen von Rockgitarristen nachhaltig geprägt. Mit dem mit seiner Frau Candice Night ins Leben gerufenen Folk-Poprock-Projekt Blackmore’s Night wagte er 1997 ein neues musikalisches Abenteuer. Nachhaltiger war aber sein Wirken als neben Jon Lord treibende Kraft von Deep Purple, die bis heute seine Kompositionen in die Konzerthallen tragen, sowie in seiner vor 50 Jahren gegründeten Band Rainbow.