BROTHER GRIMM - Vom einsamen Wolf zum kleinen Wolfsrudel

Jahrelang war Dennis Grimm ganz allein Brother Grimm, auf der Bühne wie im Studio. So veröffentlichte der Berliner seine ersten Alben, spielte unzählige Konzerte und zelebrierte einen düsteren Indierock, ebenso mit Bluesrock wie mit Experimenten gespickt, und zwischen all den Schatten tauchte auch immer wieder Licht auf. Nun, mit dem vierten Album „The End“, ist Dennis Grimm nicht mehr der einsame Wolf, sondern hat mit Coogans-Bluff-Drummer Charlie Paschen und Kaskadeur-Gitarrist Enni Semmler zwei Mitstreiter gefunden. 

Das Interview mit Dennis Grimm erfolgte im Dezember, es war feucht und kalt draußen. eclipsed erwischt ihn per Zoom auf einer Autofahrt irgendwo zwischen Berlin und Leipzig. Haare und Bart kürzer, äußerlich deutlich verändert gegenüber den Pressefotos und dem Cover des neuen Albums „The End“. Aber an Grimms dunklen musikalischen Visionen, seinen ureigenen Vorstellungen von seiner Musik hat sich nicht viel geändert. Und das ist gut so. 

KRAAN - Holdrio im Damenklo

Hellmut Hattler hat gut lachen. Denn der Bassist und Sänger von Kraan hat mit seinen Kompagnons Peter Wolbrandt (Gitarre) und Jan Fride (Schlagzeug) soeben das neue Studio-Album „Zoup“ veröffentlicht, auf dem sich die Ulmer Jazzrocker in famoser Form präsentieren. Anstelle von ausufernden Improvisationen, die die Gruppe in den 1970er Jahren zu einer Live-Attraktion machten, gibt es darauf überwiegend kompakte Kompositionen zu hören, die angenehm ins Ohr gehen und gleichzeitig das unnachahmlich groovige Zusammenspiel der drei Jugendfreunde in den Fokus rückt. 

MOON SAFARI finden auf „Himlabacken Vol. 2“ zur alten Stärke zurück

Lange Zeit war nicht klar, ob sich die Melodic-Progger Moon Safari noch einmal für ein Album aufraffen würden. Denn nach „Himlabacken, Vol. 1“ (2014) waren die sechs Schweden mit allerlei anderen Baustellen beschäftigt. Umso erfreulicher ist, dass das schwedische Sextett auf seinem aktuellen Longplayer „Himlabacken, Vol. 2“ wieder melodienselige Songs mit ausgefeilten Chorsätzen präsentiert, aber gleichzeitig etwas härter agiert und mehrmals mit Keyboard-Sounds der 1980er Jahre flirtet. Wir sprachen mit Bassist Johan Westerlund. 

eclipsed: Die Jahre seit „Himlabacken, Vol. 1“ scheinen für Moon Safari turbulenter gewesen zu sein, als es die Pressemitteilung vermuten lässt. Fangen wir mit dem Positiven an: Ihr alle seid mehrmals Väter geworden, wodurch vermutlich nicht viel Zeit für Proben und Konzerte blieb.

THE SONIC BREWERY - Frischer Retrorock dank positiv kreativem Tunnelblick

The Sonic Brewery haben Ende 2023 mit „Can’t Kill Rock’n’Roll“ ihr zweites Album veröffentlicht. Der Titel des Werkes gibt schon die Richtung vor: Hier geht es um den klassischen Rock-Sound der frühen 70er Jahre und das entsprechende Feeling dazu. Und das ist dem Quartett aus dem bayerischen Eggenfelden glänzend gelungen.

Wie passend: Die stylische 70er-Jahre-Tapete hinter Benno Olbrich und Jonathan Niederer beim Zoom-Interview passt wunderbar zur Musik von The Sonic Brewery. The Sonic Brewery – das sind neben Olbrich (Gesang, Mundharmonika) und Niederer (Gitarre) noch Andreas Aigner (Bass) und Thomas Hamberger (Schlagzeug). Die Band springt mit ihrem neuen Album „Can’t Kill Rock’n’Roll“ nicht etwa nur auf den gerade rollenden Retrorock-Zug auf, sondern verleiht ihm auch ein neues Glanzlicht. eclipsed sprach mit Olbrich und Niederer über das Drum und Dran von „Can’t Kill Rock’n’Roll“.     

MOTT THE HOOPLE - Eine unendliche Geschichte

Für eine Band, die praktisch seit rund 47 Jahren Geschichte ist und oft als Bowie-Marionette belächelt wurde, sind Mott The Hoople immer noch sehr gut im Geschäft. Das zeigt auch das jüngst erschienene Boxset zum 50-jährigen Jubiläum des 1972er Albumklassikers „All The Young Dudes“, das auch Anlass für eines der seltenen Interviews mit Mastermind Ian Hunter war.

Bluesrocker KENNY WAYNE SHEPHERD befindet sich im kreativen Rausch

Kenny Wayne Shepherd war noch keine 20 Jahre alt, da hatten sich seine beiden ersten Alben „Ledbetter Heights“ (1995) und „Trouble Is…“ (1997) schon jeweils über eine Million Mal in den USA verkauft. Für einen Bluesrocker absolut bemerkenswert! Nun, als 46-Jähriger, weiß er, dass diese Verkaufszahlen nicht mehr zu erreichen sind, weil es den Musikmarkt dafür einfach nicht mehr gibt. Populär ist er aber auch heute noch – und so kreativ wie vielleicht selten in seiner nun bereits drei Jahrzehnte andauernden Karriere. „Dirt On My Diamonds Vol. 1“ heißt das neue Album des Gitarristen, Sängers und sechsfachen Familienvaters aus Louisiana. Es folgt auf die 2022er Neuauflage seines Erfolgsalbums, das als „Trouble Is... 25“ seine Vergangenheit feierte.

eclipsed: „Dirt On My Diamonds Vol. 1“ hört sich verdammt nach einer Fortsetzungsgeschichte an.

SAXONs Biff Byford ist kein Mann der vielen Worte, aber immer gut für ein gutes Album

Wie muss man sich ein Zoom-Interview mit jemandem wie Biff Byford vorstellen? Sprühen da die Funken, sitzt da jemand, der einem in den höchsten Tönen von seinem neuen Album vorschwärmen will? Nein: Biff, inzwischen 73 und mit einem überlebten Herzinfarkt vor einigen Jahren, ist noch tiefenentspannter als in den bisher knapp fünf Jahrzehnten seiner Karriere. So sitzt er da in seinem heimischen Wohnzimmer in England und fragt provokant, aber irgendwie auch charmant: „Was willst du wissen, was du mich nicht schon seit Jahrzehnten fragst und was du nicht sowieso schon weißt? Das Album ist gut, ansonsten würden wir es nicht herausbringen.“

Auf seinem zweiten Album „Wall Of Eyes“ wirft THE SMILE endgültig alten Ballast ab

Würde sich eine deutsche Band Das Lächeln nennen, nähme sie wohl kaum jemand ernst. Im Englischen funktioniert das besser, und man fragt sich, warum niemand früher auf den unfassbar belanglosen, aber nichtsdestoweniger naheliegenden Bandnamen The Smile gekommen ist. Doch vielleicht liegt ja gerade in dieser falschen Fährte die Herausforderung, der sich die drei Protagonisten hinter diesem Bandnamen annehmen. Die Namen Thom Yorke und Jonny Greenwood sind untrennbar mit Radiohead verbunden. Dritter im Bunde ist Schlagzeuger Tom Skinner, der aus einer ganz anderen, aber nicht weniger komplexen Ecke der progressiven britischen Musiklandschaft kommt. Bevor er sich mit den beiden Radioköpfen zusammentat, hat er bereits in namhaften Jazzbands wie den Tomorrow’s Warriors, Melt Yourself Down, F-ire Collective und Sons Of Kemet von sich reden gemacht.