UNIVERS ZÉRO - Vierzig Jahre in der Opposition

Bei Prog-Fans, die Musik mit ungewöhnlicher Instrumentierung schätzen, stehen Univers Zéro hoch im Kurs. 2014 feiert die häufig umbesetzte Band, die von moderner Klassik und mittelalterlicher Musik beeinflusst wurde, ihr vierzigjähriges Bestehen – eine bewundernswerte Leistung, da vor allem ihre frühen Alben eine echte Herausforderung ans ungeübte Ohr darstellen. Zeit für einen Rückblick auf eine Gruppe, die dem Kammerprog bzw. dem Prog-Subgenre Rock In Opposition (RIO) zugerechnet wird, in späteren Jahren aber auch minimalistischere Töne anschlug.

LUNATIC SOUL - Seelenfinsternis

Er wandert zwischen zwei Welten, zwei Herzen schlagen in seiner Brust. Das wird deutlich, als Mariusz Duda sich am Telefon meldet: „Hello, here is Mariusz from… ah… Lunatic Soul or Riverside“. Kurze Verwirrung auf der polnischen Seite der Leitung, gefolgt von einem kurzen Lachen auf beiden Seiten. Um Lunatic Soul geht es dieses Mal – und um das neue Album, das sich mit düsterem, trance-artigem Artrock präsentiert.

eclipsed: „Walking On A Flashlight Beam“ ist das erste Lunatic-Soul-Album mit farbigem Cover und einem richtigen Titel. Symbolisiert das, dass du ein neues Kapitel aufgeschlagen hast?

Mariusz Duda: Ich hoffe es. Einerseits wollte ich meinen charakteristischen Stil beibehalten, andererseits auch neues Terrain betreten. Dennoch ist das Album mit seinen beiden Vorgängern verbunden. Inhaltlich ist es so etwas wie die Vorgeschichte des ersten Albums. Es ist die Story eines Menschen vor dessen Geburt.

PENDRAGON - Ausgedehnte Bergtour

Pendragon gehören seit Mitte der Achtzigerjahre zum Inventar der Neoprogszene. Die 1978 als Zeus Pendragon gegründete Formation hat sich aber gerade in den letzten Jahren mit den Alben „Believe“, „Pure“ und zuletzt „Passion“ stilistisch breiter und moderner präsentiert und sich damit wieder als relevante Band zurückgemeldet. Gitarrist, Keyboarder und Sänger Nick Barrett, Keyboarder Clive Nolan, Bassist Peter Gee und der neue Schlagzeuger Craig Bundell nehmen auf „Men Who Climb Mountains“ einiges von dieser klanglichen Frische auf, erinnern aber gleichzeitig auch wieder mehr an frühere Alben.

eclipsed: Nick, von dir ist bekannt, dass du ein großer Camel-Fan bist und als solcher besonders Andrew Latimers Gitarrenspiel liebst. Gibt es Songs oder Passagen auf dem neuen Album, bei denen dir beim Schreiben oder beim Einspielen Camel im Hinterkopf herumschwirrten?

U2 - Das Pannenjahr 2014

U2

Wenn eine Band vom Range U2s vor einem Publikum aus Elektromarktkunden und Privatradiohörern aufspielt und sich dabei – exklusiv – von der Boulevardpresse über die Schulter blicken lässt, dann ist etwas faul im Staate Dänemark, dann hat der Rock’n’Roll seine Zähne und Krallen verloren, und der Künstler macht sich zum ausführenden Organ von Institutionen, mit denen er eigentlich nichts zu tun haben sollte. Und im Falle von U2 ist es bereits das zweite Fettnäpfchen innerhalb von zwei Monaten.

Erst der Apple-Deal, den sich der Telekommunikationsgigant 100 Millionen US-Dollar kosten ließ und der dafür sorgte, dass das dreizehnte U2-Epos „Songs Of Innocence“ einfach auf die Mobiltelefone von 500 Millionen Kunden geladen wurde – ob diese das wollten oder nicht. Eine Aktion, die einen wahren Shitstorm auslöste und als Marketingaktion gewaltig in die Hose ging. Was mittlerweile auch Bono realisiert hat.

GONG - Wachablösung

Der Psychedelic-Clan Gong liefert mit „I See You“ ein Meisterwerk ab. Mit komplett neuer Besetzung sollte es im Herbst auch in Deutschland live vorgestellt werden. Doch Mastermind Daevid Allen erkrankte schwer. Die Band wollte dennoch spielen, aber einige Veranstalter winkten ab: Gong ohne Allen? No way! So wurde die komplette Tour gecancelt – und „I See You“ von einem wunderbaren Alterswerk zum Vermächtnis. So jedenfalls lassen sich Allens Aussagen interpretieren. Wir sprachen mit dem 76-jährigen Australier vor Beginn seiner sechswöchigen Strahlentherapie, die ihm nach eigener Aussage eine „gute Chance auf vollständige Genesung“ biete.

eclipsed: Wer ist das „Ich“ im Albumtitel?

JETHRO TULL - Dance the days and dance the nights away

Für Ian Anderson ist „Warchild“ trotz aller Unkenrufe ein wichtiges Album. Wie bereits bei den Vorgängern hat Steven Wilson hier die klanglichen Restaurationsarbeiten vorgenommen. Der in letzter Zeit hyperaktive Tull-Vorsteher zeigt sich einmal mehr begeistert von dessen Fähigkeiten als Studiotüftler, geht aber davon aus, sich demnächst nach einem neuen Remastering-Partner umsehen zu müssen, wie er gut gelaunt verrät.

eclipsed: Auch „Warchild“ erscheint jetzt neu abgemischt und mit zahlreichen Bonustracks versehen. Ein Album, das, bei allem Respekt, verglichen mit „Thick As A Brick“ oder „A Passion Play“ qualitativ doch klar abfällt.

Leiser Aufschrei - NICK DRAKE verstarb vor vierzig Jahren

Die kurze Karriere des Nick Drake bedient den Topos des früh verstorbenen, wehmütigen Poeten. Zu Lebzeiten nicht mehr als ein Hauchen im tosenden Tumult des Musikgeschäfts, fand sein überschaubares Werk nach seinem Tod zunehmend die verdiente Anerkennung. Zahlreiche Biografien und Nennungen in Bestenlisten haben dazu beigetragen, seine melancholische, intensive Musik einem neuen Publikum nahe zu bringen. Nicholas Rodney „Nick“ Drake wurde am 19. Juni 1948 in Burma geboren, wo es den Vater aus beruflichen Gründen hin verschlagen hatte. Kurze Zeit später zogen seine Eltern zurück nach Großbritannien, wo er ab 1965 heftig mit dem aufkommenden britischen Folk flirtete.

Music From Time And Space Vol. 54

PENDRAGON - Faces Of Light (5:49)
Album: Men Who Climb Mountains (2014)
Label/Vertrieb: Toff/www.pendragon.mu
www.pendragon.mu

Mit „Men Who Climb Mountains“ setzen PENDRAGON zum Sturm auf den Prog-Gipfel an. Vom klassischen Neoprog sind Nick Barrett und seine Kompagnons schon seit einiger Zeit abgekommen, und dieser Trend hält 2014 an. Bei „Faces Of Light“ mit seinem süchtig machenden Refrain stoßen Pendragon ins Territorium von Anathema vor.