Corona brachte ANUBIS zu den kreativen Höhenflügen des Albums „The Unforgivable“

Zu Hause abzuhängen, fernzusehen und zu grübeln kann zu unvorhergesehenen Geistesblitzen führen. Wenngleich diese nicht zwingend von Optimismus geprägt sind. Es war das Coronavirus, welches das australische Sextett Anubis auf das geradezu philosophische Konzept seines neuen Studiowerks „The Unforgivable“ brachte. In den zehn Tracks geht es um den Zyklus „Manipulation – Radikalisierung – Erlösung“: Ein junger Mann schließt sich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens einer radikalen Sekte namens The Legion of Angels an. „Während der Pandemie haben wir sehr viele Dokumentationen im TV geglotzt“, erinnert sich Keyboarder David Eaton. „Etliche drehten sich um spirituelle Fanatiker. Die haben sich einem sehr dunklen, exzessiven, aber irgendwie faszinierenden Kosmos verschrieben. Unser Protagonist lässt wegen der ‚Legion‘ die Vergangenheit hinter sich, also Familie wie Freunde, außerdem killt er irgendwann einen Andersgläubigen.

THE THE brauchte eine Auszeit - 24 Jahre später melden sie sich nun zurück

Es gibt Dinge, die lassen sich nicht rational erklären. Etwa, wie man eine erfolgreiche Musikerkarriere einfach auf Eis legen und fast ein Vierteljahrhundert abtauchen kann. Matt Johnson reagiert mit einem Lächeln – und einer ganzen Reihe von Gründen: Die Umstrukturierungen der Musikindustrie in den frühen 2000ern hätten sein letztes Album „Naked-Self“ ruiniert und ihn seinen Plattenvertrag gekostet. Dann habe er sich von seiner Partnerin getrennt, seinen Vater und jüngeren Bruder verloren, gesundheitliche Probleme gehabt und sein Heil in Soundtracks gesucht. „Das war keine Sache, mit der sich groß Geld verdienen ließ, aber für mich etwas sehr Therapeutisches hatte: Ich konnte endlich Musik machen, ohne dass mir jemand gesagt hat: ‚Du musst dies oder das ändern, sonst veröffentlichen wir es nicht.‘“

Die Artrocker LESOIR blicken lösungsorientiert auf globale Probleme

Das Maastrichter Quintett Lesoir ist schwer einzuordnen. Die 2009 gegründete Band hat mit Riverside und The Pineapple Thief getourt, bespielt mit ihrem Stilmix aber eher andere Musikfelder. Jedenfalls mit ihrem neuen, inzwischen sechsten Album „Push Back The Horizon“. Boten die Niederländer früher einen Mix aus Metal, Prog- und Artrock, so legen sie den Fokus nun auf zugänglichen Artrock im Songformat. Interessanter als Stilfragen ist aber der Umstand, dass Lesoir bei der Thematisierung aktueller Probleme nicht bei einer – je nach Gemütslage – lapidaren oder wütenden Bestandsaufnahme stehen bleiben, wie sie andere Acts offerieren. Mit dem Blick auf unerwartete Wendungen, vor allem aber auf Potentiale, die Zusammenarbeit, Familie und Brüderschaft ausschöpfen, legen Lesoir das Hauptaugenmerk hier eher auf das Prinzip Hoffnung und den Blick nach vorn.

Die norwegischen TUSMØRKE glänzen mit progressiver Folk-Magie

Tusmørke sind wie norwegische Prog-Trolle, die hochkreativ klassischen Prog mit heidnischer Folk-Magie und allerhand psychedelischen Zutaten verknüpfen. Ihr neues Werk „Dawn Of Oberon“ ist ein Höhepunkt ihres Schaffens und glänzt mit einem LP-Seiten langen Titeltrack. Der hat eine komplizierte Vorgeschichte. Benediktator, Sänger und Multiinstrumentalist, und Krizla, Flötist, erklären die verschlungenen Entwicklungspfade, aber auch die Intention der anderen Stücke des Albums, ein Blick auf ihr Kokettieren mit dem Okkultismus und den unheimlichen Aleister Crowley sowie ihr „Peter-Pan-Syndrom“, wie sie es selbst nennen, mit eingeschlossen.

eclipsed: Die Entstehung und Entwicklung von „Dawn Of Oberon“ scheint ein echt langer Prozess gewesen zu sein. Könnt ihr das näher beleuchten, auch im Hinblick auf neue Bandmitglieder und ihre Rolle dabei?

NIGHTWISH veröffentlichen drittes Album, das der menschlichen Existenz gewidmet ist

2024 geht als doppeltes Jubiläumsjahr in die Nightwish-Geschichte ein: Es ist das 20. Jahr der Partnerschaft mit dem süddeutschen Label Nuclear Blast, vor allem aber veröffentlichen die Meister des orchestralen Metals ihr 10. Studioalbum. Vom Beginn einer „neuen Ära“ ist dabei die Rede, gleichzeitig markiert das „Yesterwynde“ betitelte Werk das Ende einer konzeptionellen Trilogie. 

Knapp fünf Monate vor Erscheinen findet der Pressetag zu „Yesterwynde“ statt. Offizielle Informationen gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu viele, und so ist der Gestaltungsspielraum des Gesprächs mit Band-Mastermind Tuomas Holopainen recht groß. Der 47-Jährige gibt sich dabei wie gewohnt überlegt, ruhig und eloquent. 

eclipsed: Tuomas, wann begann die Arbeit an „Yesterwynde“?

DAVID GILMOUR - Alles klar auf der Astoria

David Gilmours neues Album „Luck And Strange“ erscheint am 6. September – zufällig an Roger Waters’ 81. Geburtstag. Ein neues Studioalbum eines (ehemaligen) Pink-Floyd-Musikers ist schon deswegen etwas Spezielles, weil es so selten vorkommt. In Zusammenarbeit mit dem britischen Musikmagazin Uncut widmet sich eclipsed dem britischen Gitarristen, seinem persönlichen Umfeld, der Entstehung des neuen Albums und der einen Sache, die er bedauert. Außerdem lassen wir Bassist Guy Pratt, der mit ihm seit 1987 zusammenarbeitet, zu Wort kommen und widmen uns Gilmours herausragenden Gitarrensoli. Und wie es sich zeigt, könnte das nächste Studioalbum aus dem Pink-Floyd-Universum gar nicht so viele Jahre auf sich warten lassen. 

PROG-SOMMER 2024 - Revival des Prog der alten Schule?

Es ist schon eine geraume Weile her, dass über die Sommermonate eine derartige Dichte an hochkarätigen Prog-Alben erschienen ist. Wir haben für dieses Genre-Kaleidoskop mit Ritual, Jadis, Legacy Pilots, Seven Steps To The Green Door, Kaipa, Focus, Barock Project, Karfagen und Argos neun Bands aus sechs Ländern zusammengefasst, die sich im klassischen Progressive Rock verorten bzw. dort ihre Herkunft sehen. Hinzu kommen weitere Acts, die eher im New Artrock unterwegs sind, wie Airbag, Marco Glühmann sowie aktuell Tim Bowness und MEER, die wir an anderer Stelle in dieser Ausgabe featuren. Bevor wir auf die einzelnen Bands eingehen, sprechen wir mit Clemens Väth, der neben seinem Mailorder Just For Kicks Music gleichzeitig auch den Vertrieb für einige progressive Acts übernimmt.