IQ - Die Entdeckung der Langsamkeit

IQ

London, Anfang Mai. IQ sind soeben von einigen umjubelten Konzertstippvisiten auf dem europäischen Festland zurückgekehrt (s. Kasten). Kurz vor der Show anlässlich des Release von „The Road Of Bones“ in der Islington Assembly Hall sprach eclipsed mit Gitarrist Mike Holmes über Selbstkritik, Perfektion und Serienmörder.

eclipsed: Für eure letzten Alben habt ihr jeweils zwischen vier und fünf Jahre gebraucht. Sind Geduld und Langsamkeit die wichtigsten Bestandteile der IQ-Formel?

Mike Holmes: Wir gehen die Dinge ganz bestimmt nicht kopflos und überhastet an, das ist sicher. Allerdings waren die fünf Jahre zwischen „Frequency“ und „The Road Of Bones“ auf keinen Fall geplant. Zunächst einmal gab es in dieser Zeit ein paar wichtige Veränderungen im Line-up...

eclipsed: ...über die wir gleich noch genauer sprechen werden...

ANATHEMA - Auf der Suche nach Licht und purer Schönheit

Der erste Eindruck trügt: Zunächst erscheint einem Anathemas aktuelle Veröffentlichung „Distant Satellites“ wie eine Fortsetzung des gefeierten, kommerziell erfolgreichen Vorgängers „Weather Systems“. Immerhin hat die Band die Platte ebenfalls mit dem norwegischen Produzenten Christer-André Cederberg in dessen Osloer Studio aufgenommen, Steven Wilson hat erneut zwei Songs abgemischt, und Dave Stewart zeichnet wieder für die herrlichen Orchesterarrangements verantwortlich. Alles wie gehabt, so scheint’s. Und doch, je öfter man „Distant Satellites“ hört, desto mehr musikalisches Neuland tut sich auf. Experimentelle synthetische Klänge bilden wie nie zuvor bei Anathema die Basis der Songs, treibende Beats bestimmen die Atmosphäre. Sänger/Gitarrist/Keyboarder Vincent Cavanagh freut sich, dass dies auch die Öffentlichkeit wahrnimmt.

ECLIPSED ON TOUR - Pink Floyd auf Mongolisch

Pink Floyd und Mongolei – diese Wörterkombination hat etwas ähnlich Abenteuerliches wie, sagen wir mal, Prog und Dschingis Khan. Die gleichnamigen Discoschlagertrampel („Hey Leute, ho Leute“) lieferten in den Siebziger- und Achtzigerjahren ja das Gegenteil zu filigraner oder gar psychedelischer Musik. Was insofern passt, als auch die Mongolen selbst ihren legendären Weltherrscher achthundert Jahre nach seinem Wirken als unfiligrane Erscheinung präsentieren. Jedenfalls auf dem zentralen Platz seiner Heimat. Das kolossale Denkmal von Dschingis Khan auf dem Sukhbaatar-Platz in der Hauptstadt Ulan-Bator ist eine Wucht. Freilich kann es uns nicht so in Staunen versetzen wie ein Werbeplakat am Straßenrand um die Ecke. Auf schwarzem Grund erstrahlt weithin sichtbar das berühmteste Prisma der Welt: die Ankündigung einer Pink-Floyd-Tribute-Show.

EELS - Sagt mir, wer ich bin

Mark Oliver Everett alias E ist und bleibt ein komischer Kauz. In seinen Songs findet er die poetischsten Bilder für jede Lebenslage, auf der Bühne gibt er die plappernde Rampensau. Sitzt man ihm jedoch Auge in Auge gegenüber, druckst er herum, als würde er sich für alles, was er tut, schämen. Er freut sich über kleine Komplimente, hört sich aufgeregt an, was über seine Musik von anderen gesagt wird, und findet selten die richtigen Worte, um einen Kommentar über seine Songs abzugeben. Vielleicht braucht er das auf der neuen Platte auch gar nicht. Gerade erst haben wir seine letzte CD „Wonderful, Glorious“ verarbeitet, da holt er mit „The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett“ zum nächsten großen Schlag aus.

SWANS - Der Marathon-Mann

Swans waren immer düster und schwer, setzten sich über alle Trends von Mainstream oder Alternative hinweg. Ihr letztes Album „The Seer“ mochte in seiner Wucht schwer verdaulich gewesen sein, die neue Einspielung „To Be Kind“ schließt wieder an die etwas transparentere Klangästhetik von Alben der frühen Neunziger wie „Love Of Life“ an. Michael Gira, der die Schwäne von Anbeginn an führt, ist kein Mann der Freundlichkeiten, obwohl privat derzeit alles optimal läuft und der Sechzigjährige in diesem Jahr heiratet. Dafür kann man sich bei ihm stets auf Tiefgründigkeit und Nachhaltigkeit verlassen. Seine Statements sind von zeitübergreifender Brisanz. Deshalb kann man sich auch mit dem Hören Zeit lassen.

eclipsed: „To Be Kind“ hat wie all deine Alben eine beinahe religiöse Qualität.

Rockfotografie: Jürgen Spachmann

Der Aschaffenburger Fotograf Jürgen Spachmann rückt Musikern wie Steve Hackett, Mike Portnoy, Fish oder Beth Hart mit seiner Kamera extrem dicht auf die Pelle. Nur so könne er hinter ihre Maske dringen, sagt er.

eclipsed: Wie kamst du zur Rockfotografie und vor allem zum Projekt „bigface“, bei dem du Musikern mit deiner Kamera extrem nahekommst?

Spachmann: BIGFACE steht im krassen Gegensatz zu meinem Tagesgeschäft, der Werbefotografie. Es ermöglicht mir, mit vielen Musikern zusammenzuarbeiten, dabei bin ich immer wieder erstaunt, auf welche Größen ich treffe. Der Startschuss fiel 2006 mit Steve Lukather bei einem Konzert im Aschaffenburger »Colos-Saal«. Mittlerweile arbeite ich neben dem mobilen Set auch im eigenen Studio direkt über der Bühne des Liveclubs. Das Projekt wächst stetig.

LED ZEPPELIN - Stratosphonic Rock

51°28’31N 0°14’27”W/51.4752°N 0.2407°W – Koordinaten, die das Herz eines jeden Rockfans höher schlagen lassen. Dahinter verbirgt sich 117 Church Road im Londoner Stadtteil Barnes, die Adresse eines legendären Studios, in dem vierzig Jahre lang Rockgeschichte geschrieben wurde und das bis zu seiner Schließung im Jahr 2009 in einem Atemzug mit Abbey Road genannt wurde. Die größten Namen des Pop- und Rock haben in den Olympic Studios gearbeitet: Beatles, Stones, Who, Eagles, Clapton, Hendrix, Pink Floyd, King Crimson oder auch Led Zeppelin. Die nahmen bzw. mixten hier etliche Stücke ihrer ersten vier Alben.

EPITAPH - Kreativer Stromausfall

Ihre Karriere begann Ende 1969 im Keller des angesagten Dortmunder Musikclubs „Fantasio“, wo sie ihren Proberaum hatten. Während sie sich dort auf kommende Aufgaben vorbereiteten, spielten oben im Club angehende Startruppen wie Yes, Black Sabbath oder Colosseum. Der Stern von Epitaph sollte nicht so hell strahlen wie der der englischen Kollegen. Dennoch war das, was die deutsche Formation in den Siebzigerjahren im Bereich Prog, Hardrock und Jazziges ablieferte, absolut konkurrenzfähig. Mitte der Achtziger ging Epitaph jedoch die Puste aus; die Band löste sich auf. 2001 dann das Comeback. Seitdem haben sie drei neue Studioalben veröffentlicht und sich immer wieder live präsentiert. Cliff Jackson, Gründer, Gitarrist und Sänger der Band, erzählt wo Epitaph aktuell stehen.

eclipsed: Wie kam es zu den „Acoustic Sessions“ und zur Zusammenarbeit mit dem Violinisten Tim Reese?