Im März 2022 nutzten Tangerine Dream ein erstes Corona-Schlupfloch, um in UK und Irland eine Konzertreihe zu geben. Schließlich hatten sie gerade eben ihr spannendes Studiowerk „Raum“, das zweite Album (nach „Quantum Gate“ von 2017) mit nagelneuen Stücken nach dem Ableben von Edgar Froese, veröffentlicht. Die neue TD-Formation - neben dem jetzigen Mastermind Thorsten Quaeschning sowie Geigerin Hoshiko Yamane nunmehr mit Paul Frick statt Ulrich Schnauss als drittem Mitglied – nimmt in ihrer „The Quantum Years“-Phase Fahrt auf. „The Sessions Box Set“ versammelt auf acht Silberlingen sämtliche 16 Live-Zugaben, bei denen TD unter der Überschrift „Session“ frei improvisierten. Stargast bei drei Konzertabenden – Manchester, Coventry und London – war zudem Marillions Gitarrist Steve Rothery. Thorsten Quaeschning berichtet von den Tour-Erfahrungen und gibt Einblicke in die „Sessions“.
„Es war dereinst an der Hauptstraße zu Heidelberg eine rauschende Ballnacht. Und ich war dabei“, verkündet ein Voice-Sample in den ersten Sekunden von „High Tech, Low Life“, dem dritten Album von Buddha Sentenza. Sekundenbruchteile später haut das Quintett aus eben jenem Heidelberg krachende Riffs, jaulende Synthies und wirbelnde Drums heraus. Die Auffassung, was eine rauschende Ballnacht ist, können auseinander gehen. Keine zwei Meinungen gibt es allerdings darüber, dass Buddha Sentenza auf „High Tech, Low Life“ ein wahres Feuerwerk aus Stoner Rock, Psychedelic und New Artrock abfeuern. Hartes klingt härter, Ruhiges ist ruhiger, die Dynamikwechsel sind atemberaubend.
Produzent und Musiker Jens Lueck veröffentlicht mit seinem Projekt Single Celled Organism den bereits dritten Teil seiner ambitionierten Endzeitstory um ein fragwürdiges wissenschaftliches Experiment, in dessen Zentrum das Mädchen Tella steht. Die musste lange Zeit von menschlicher Gemeinschaft isoliert aufwachsen. Schließlich kann sie das Versuchslabor verlassen, doch durch ein künstliches Virus wurden 95 Prozent der Menschheit ausgelöscht. Nach „Splinter In The Eye“ (2017) und „Percipio Ergo Sum“ (2021) spinnt Lueck die Geschichte weiter und legt nun ein deutliches Augenmerk auf die zwischenmenschliche Ebene insbesondere der Empathiefähigkeit, stellt dabei auch aktuelle Bezüge zu Krisensituationen wie dem Klimawandel, Verschwörungstheorien und gar dem Ukrainekrieg her. Mit „Event Horizon“ ist ihm zudem musikalisch sein bisher reifstes Werk zwischen Prog und Artrock gelungen.
„Diese Geschwindigkeit, mit der wir uns bewegten, die kreativen Säfte, die in der Luft lagen, das Ganze war einfach eine pure Mixtur aus Adrenalin, chemischen Substanzen, Euphorie, und es gab keine Bremsen. Wir konnten nicht mehr stoppen, was da stattfand. Wir wussten ja selbst nicht, was es genau war.“ So äußerte sich Robert Plant 2007 über jene magische Zeit Anfang der 70er, als Led Zeppelin vor allem die USA regelrecht überrollten. 1973 war das Jahr, in dem sie zum größten Rockphänomen des Planeten wurden - dank einer US-Tour, die sich ins Gigantomanische auswuchs, und eines erstaunlich mutigen, experimentellen Albums namens „Houses Of The Holy“. eclipsed folgt den Spuren dieses oft unterschätzten Klassikers der Rockgeschichte und begibt sich in jenes Jahr, in dem Led Zeppelin unsterblich wurden.
"Fauna" markiert zwar keinen Neuanfang, zumindest aber den Start in ein neues Kapitel der Historie von Haken. Nach den beiden zu-sammenhängenden Alben "Vector" (2018) und "Virus" (2020) war es an der Zeit für frischen Wind. Die Rückkehr von Keyboarder Pete Jones kann zudem als Indiz gewertet werden, dass die britischen Progmetaller bei der Neuaufstellung ihre eigene Vergangenheit nicht außer Acht lassen. Ist es demnach eine neue alte Stärke, zu der die Band zurückfindet? Und was hat es mit dem Konzept auf sich, demzufolge jedem Song ein persönliches "Spirit Animal" zugeordnet ist, eine Art "Seelentier", das metaphorisch einen bestimmten menschlichen Bezug in sich trägt? Wir haben bei Ross Jennings (Gesang) und Richard Henshall (Gitarre, Keyboards) nachgefragt.
Der Meister der Flötentöne war Ian Anderson schon immer. Der in Schottland geborene höchst umtriebige Tull-Chef legte dann nach der Wiederaufnahme des großen Bandnamens Jethro Tull letztes Jahr mit „The Zealot Gene“ schnell nach. „RökFlöte“, der Titel des brandneuen Albums, könnte glatt als Motto für die gesamte Bandgeschichte herhalten, aber natürlich hat sich Anderson mit nordisch-heidnischer Mythologie und Polytheismus auch wieder ein großes Konzeptthema vorgenommen.
Die großen Konzeptalben des Alan Parsons Project bieten sich wunderbar an für die Veröffentlichung hochwertiger Boxen im Großformat. Nach „Tales Of Mystery And Imagination“, „Eye In The Sky“ und „Ammonia Avenue“ folgt nun der vierte Streich: „The Turn Of A Friendly Card“, auf dem erstmals Komponist Eric Woolfson als Leadsänger zu hören war, bot 1980 nach dem etwas schwächelnden „Eve“ (1979) wieder großen Artrock und als schillerndes Thema das Glücksspiel mit all seinen Schattenseiten.